Bodhi der Hund
und sein Weg zur Heilung durch therapeutische Eurythmie
Ende Januar 2019 ging ich zu einer Aufnahmesitzung auf eine Farm im Südwesten von Holland, nicht weit von meinem Wohnort. Es gab dort ein paar Quarterhorses mit einigen Problemen. Beim Betreten des Anwesens wurde ich von einem großen Hund begrüßt, der auch dort lebte. Es stellte sich heraus, dass der Hund noch mehr Hilfe brauchte als die Pferde. Die Dame erzählte mir seine Geschichte und daraufhin vereinbarten wir , dass ich, abgesehen von den Pferden, wöchentliche Sitzungen mit dem Hund Bodhi beginnen würde.
Nachdem am Koningsdag 2015 (Nationalfeiertag 27. April) acht Welpen geboren waren, erwartete niemand, dass das nur eine Pause war, aber es war eine, und am Ende erschien Nummer neun. Hallo Bodhi.
Nach der Begrüßung in seiner neuen Familie wurde schnell klar, dass er ein sehr lebhafter Welpe war, ein bisschen zu aktiv. Vater, Mutter und zwei Töchter liebten ihn sofort, doch fast zur gleichen Zeit wurde beim Vater Krebs diagnostiziert. Er wurde sehr krank und konnte den Lärm und die Lebendigkeit des kleinen Hundes nicht ertragen. Vater, eine Art rauer Seemann, war kein sehr geduldiger Mann und an einem schlechten Tag, als Bodhi sechs Monate alt war, schlug er Bodhi sehr hart auf den Kopf. Daraus resultiert ein Trauma – ein Hirnschaden.
Bodhi leidet unter dem, was man als Überwachheit bezeichnen könnte und an einem sehr sensiblen Kopf. Er bellt viel. Er hört und sieht Dinge, die andere nicht sehen.
Es gibt also zwei Probleme: Zum einen ist er von Natur aus extrem lebendig und zum anderen hatte er diese unglückliche Erfahrung, dass er auf den Kopf geschlagen und oft angeschrien wurde, als der Vater noch am Leben war.

Was konnte ich nun tun? Als ich zum ersten Mal mit Bodhi zusammen war, ging ich mit ihm ins Wohnzimmer und setzte mich auf einen Stuhl. Es war dann für ihn jedoch unmöglich die Eurythmie zu empfangen. Er war überfordert, wachsam und vorsichtig. Auf der Hut vor allem, was draußen geschah, wo meiner Meinung nach aber nichts war. Immer mal wieder fing er an plötzlich zu bellen, was mich fast aus der Haut fahren ließ, da es immer unerwartet kam und laut in die Stille des Ortes hereinbrach.
Wenn ich eine therapeutische Eurythmiesitzung mit Hunden beginne, bitte ich zuerst das geistige Wesen aller Hunde auf der Welt, anwesend zu sein. Dann fange ich mit den Lauten für die Heilung an: A M A. Es folgt die Sequenz für diesen speziellen Tierart – Hund – G U M A. Dann folgt das Wesensglied, an dem man arbeiten möchten, in diesem Fall der Astralleib: G A., gefolgt von einem sehr sanften B M D.
Aber Bodhi ist zu beschäftigt damit, wachsam zu sein, um irgendetwas aufnehmen zu können.
Das zweite Mal wurden die Fenstervorhänge geschlossen, um jegliche Stimulation von außen zu vermeiden. Infolgedessen entschloss er sich, sich auf sein großes Kissen neben mich zu legen. Er wirkte dadurch entspannter. Ich habe eine Übung für seine Überwachsamkeit gemacht, die lautet: C B C Q AU.
Nach der Hälfte der Zeit glaubte er etwas zu hören und knurrte und begann zu bellen, aber nur halbherzig. (Ich habe unglaublich gute Ohren, aber ich habe nichts gehört).
Das dritte Mal setzte ich mich mit ihm auf sein Kissen und begann sanft seinen Herzbereich zu berühren und bald entspannt er sich und gähnte. Zweimal während der Sitzung stand er auf und ging umher, kehrte aber stets zu seinem Platz zurück. Irgendwann legte er sich auf die Seite und seufzt tief.
Nach den Sitzungen ich singe für ihn und bleibe noch für eine Weile. Ich verlasse den Raum, wenn es so aussieht, als ob er in tiefer Meditation ist.
Während der fünften Sitzung wurde es deutlich, dass er immer wieder aufspringt, um irgendetwas draußen anzukläffen. Es passiert immer in einem sehr unerwarteten Moment, dann wenn er tief entspannt ist. Ich entschied, dass ich etwas ändern muss. Es ist einfach zu still und ruhig in der Umgebung des Hauses. Ich brachte das nächste Mal mein Tablet mit und wir schlossen es an einen hochwertigen Lautsprecher an. Ich habe einen Teil von Bachs Wohl Temperiertes Klavier ausgewählt, der von Svjatoslov Richter gespielt wird. Ich habe mich für Bach entschieden, weil er sowohl heilend als auch beruhigend wirkt. Ich habe gute Erfahrungen mit Bach gemacht, aus der Zeit als ich an der Waldorfschule unterrichtet habe.
Und das trifft auch auf Bodhi zu. Es wirkt sofort. Er nimmt es sofort auf. Von nun an bleibt er in jeder Sitzung ruhig. Es scheint, als würde er einschlafen, aber er tut es nicht, er ist nur in einem tiefen Entspannungszustand. Ich merke das daran, dass er immer unerwartet die Augen öffnet, obwohl er in seiner Ruheposition auf der Seite liegt, wenn ich vom Stuhl aufstehe. Der Stuhl steht neben ihm. Ich gehe dann um ihn herum, um von ein bisschen weiter weg eine Übung über ihn zu mache. Also kein Schlaf, nur tiefe Meditation.
Jetzt nach 15 Sitzungen ist er zwar kein Hund, der nicht mehr bellt, aber die Mutter sagt, dass er in Alltag deutlich fester auf seinen Pfoten steht. Ich beabsichtige, die Behandlungen für mindestens weitere zehn Sitzungen fortzusetzen. Zwischendurch machen wir manchmal eine Pause durch Urlaube der Familie. Pausen sind auch gesund.
Bodhi mag die Sitzungen. Er freut sich immer mich zu sehen und geht sofort zu seinem Kissen und fängt an zu gähnen. Bach ist immer noch bei uns im Hintergrund.
Christine J. van Draanen, 3. Juli 2019
christinevandraanen@gmail.com